Immunisierungsarten und Impfstoffe

Die Impfstoffantigene bestehen entweder aus ganzen Erregern in attenuierter oder inaktivierter Form, oder aus Erregerbestandteilen (z. B. Toxoide, Oberflächenstrukturen von Viren oder Bakterien). Diese Oberflächenantigene können Proteine sein (z.B. Hbs-Antigen des Hepatitis-B-Virus), die in T-Zell-abhängiger Weise eine Immunantwort induzieren können. Bestimmte Kapselantigene von Bakterien (z. B. Pneumokokken, Meningokokken etc.) bestehen aus Polysacchariden (Zuckerbestandteile). Diese Polysaccharide sind T-Zell-unabhängige Antigene, d. h. die Antigene stimulieren direkt B-Zellen zur Bildung von Antikörpern der Klasse IgM (kaum Bildung von IgG, da es durch die fehlende T-Zellhilfe zu keinem Isotypen-Switching kommen kann). Die Immunantwort ist nicht von langer Dauer und es entsteht kein immunologisches Gedächtnis. Kinder bis 2 Jahre können keine ausreichenden Antikörper gegen Polysaccharide produzieren (daher sind sie auch besonders gefährdet hinsichtlich Infektionen mit bekapselten Bakterien, wie Pneumokokken, Haemophilus influenzae oder Meningokokken). Um einen Impfstoff mit Polysaccharidantigenen für Kleinkinder immunogen zu machen, müssen die Polysaccharidantigene an Proteinträger (wie z. B. Tetanustoxoid, Diphtherietoxoid etc) gebunden werden (Konjugatimpfstoff). Dies ist bei den entsprechenden Kinderimpfstoffen gegen Hämophilus, Pneumo- und Meningokokken auch der Fall.

Aktive und passive Immunisierung

Prinzipiell können Abwehrvorgänge als Folge eines Kontaktes mit einem Krankheitserreger, bei dem es zu einer schützenden Immunantwort kommt, als aktive Immunisierung bezeichnet werden:

  1. Durchmachen einer Erkrankung (Immunität + Risiko für Folgeerkrankungen/-schäden: z. B. 1:1000 Enzephalitis nach Maserinfektion; 20–50/100 Hodenentzündung nach Mumpsinfektion – postpubertal)
  2. Unbemerktes Durchmachen einer Erkrankung mit Erlangung einer Immunität = Stille Feiung
  3. Impfung = Applikation eines Impfstoffes (= Präparat, in dem der Erreger so verändert/abgeschwächt ist, dass er nicht mehr krankmachend ist, aber zur Immunität führt) mit Entwicklung einer spezifischen Immunität

Aktive Immunisierung im Sinne einer Impfung führt zu:

  • Anregung eigener Antikörperproduktion
  • Schutzbeginn nach einigen Wochen
  • Schutzdauer zumeist lange (Jahre)
  • meist immunologisches Gedächtnis
  • Beispiele: Tetanus, Polio, Masern etc.

Passive Immunisierung (ist KEINE Impfung!!!)

  • Applikation präformierter Antikörper
  • homolog oder heterolog, diaplazentar
  • Sofortschutz nach Exposition (z. B. Tetanus, Hepatitis A, Tollwut, Diphtherie)
  • Schutzdauer limitiert durch Abbau der Antikörper

Simultane Immunisierung (aktiv/passiv)

  • Simultanapplikation von Antikörperpräparat und Impfstoff
  • nur bei Totvakzinen möglich, Lebendimpfstoffe werden inaktiviert
  • verbindet Vorteile der aktiven und der passiven Immunisierung
  • Beispiele: Tetanus-simultan, Tollwut-simultan

Arten von Impfstoffen

Lebendimpfstoffe

Attenuierter, replikationsfähiger Erreger: 

  • Immunogenität erhalten
  • Pathogenität vermindert (wird erreicht durch Fremdwirtpassagen, Gewebekultur, Gentechnologie)
viral bakteriell
Rotavirus Typhus (Ty 21a)
Masern
Mumps Bacillus Calmette-Guérin (BCG)*
Röteln
Varizellen, Herpes zoster
Gelbfieber
Influenza (Impfstoff für Kinder)
Polio (OPV)*

* in Österreich nicht in Verwendung

Totimpfstoffe

Es wird eine definierte Menge an nicht mehr replikationsfähigen Erregern oder Erregerbestandteilen verabreicht.

Ganzzellvakzine

inaktivierter ganzer Erreger

viral bakteriell
Polio "Salk" Pertussis Ganzkeimvakzine*
FSME Cholera (Ganzkeim)
Influenza
Tollwut
Hepatitis A
Japanische Enzephalitis

* in Österreich nicht in Verwendung

Toxoidimpfstoffe

Formalinbehandelte, adsorbierte Toxine = Toxoide: Beispiele (bakteriell): Diphtherie, Tetanus

Subunitvakzine

(besteht aus bestimmten, aufgereinigten Erregerbestandteilen, meist adjuviert)

viral bakteriell
Influenza Meningokokken ( konjugierter Polysaccharidimpfstoff; Polysaccharidimpfstoff*)
Hepatitis B (HBs-Antigen rekombinant) Pneumokokken ( konjugierter Polysaccharidimpfstoff : 10-valent, 13-valent; Polysaccharidimpfstoff: 23-valent )
Humane Papilloma Viren (HPV) (2-, 4- und 9-valent) Haemophilus influenzae B
(konjugierter Polysaccharidimpfstoff)
Herpes zoster (Glykoprotein E rekombinant) Pertussis (Pertactin, Pertussistoxin und fil.Hämagglutinin; adsorbiert)

* in Österreich nicht in Verwendung

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