Senioren und Impfen

Ein immer größerer Anteil von Menschen gehört zu den Betagten oder Hochbetagten. Bei ihnen liegen zum Teil besondere Bedingungen in Sachen Impfungen vor: einerseits, was zusätzlich empfohlene Impfungen gegen Erkrankungen, die gehäuft im Alter auftreten, andererseits, was die Durchführung von Impfungen und den Zeitplan für Immunisierungen betrifft. Vieles davon hängt direkt mit dem Immunsystem älterer Menschen zusammen. Eine Konsequenz der Alterung des Immunsystems ist, dass bei betagten Menschen leichter Entzündungen auftreten können bzw. die Neigung zu bestimmten Infektionen mit schwereren Verläufen deutlich zunimmt. Das Problem: Die erhöhte Infektanfälligkeit bewirkt den besonderen Stellenwert eines Impfschutzes, doch gleichzeitig schlagen Impfungen im Alter „schlechter an“ – das heißt, die Wirkung kann deutlich reduziert sein. Somit ist es sehr wichtig, Impfungen regelmäßig aufzufrischen – v.a. zu einem Zeitpunkt, in dem das Immunsystem noch nicht zu schwach ist (also vor dem 60. Lebensjahr) – das betrifft v.a. alle Impfungen, die erstmalig im Leben gegeben werden. 

Die zweite Möglichkeit, die Defizite eines alternden Immunsystems auszugleichen, liegt in verkürzten Auffrischungsintervallen (wie das bei Tetanus/Diphtherie/Pertussis oder FSME empfohlen wird). Und schließlich stehen für ältere Menschen auch Impfstoffe mit besonderen Wirkverstärkern (Adjuvantien) zur Verfügung (wie z. B. gegen Influenza).

Natürlich sollten alle Menschen auch in der Altersklasse 60+ durch die entsprechenden Auffrischungsimpfungen gegen all jene Krankheiten geschützt sein, gegen die sie auch schon früher immunisiert sein sollten. Eine Impfung ist für betagte Menschen ganz besonders wichtig: jene gegen die saisonale Influenza. 80 % der bei einer saisonalen Influenzawelle durch die Krankheit auftretenden Todesfälle betreffen Menschen über 60 Jahre. 

Damit man im Alter möglichst effizient gegen Influenza geschützt ist, ist es aber auch wichtig, dass das Umfeld von Senioren geimpft ist. Denn je weniger Viren durch andere Menschen übertragen werden, desto geringer ist das Erkrankungsrisiko bei Älteren („Kleine schützen Große“). 

Immunologie – Auch unser Abwehrsystem altert

Ohne Zweifel verändern sich der Immunstatus und das Funktionieren des Abwehrsystems mit dem Alter. Das menschliche Immunsystem macht im Laufe des Lebens eine Reihe von zum Teil schwerwiegenden Veränderungen durch. So werden etwa ab einem Alter von 40 bis 50 Jahren bestimmte Abwehrzellen (T- und B-Lymphozyten) gar nicht mehr neu oder deutlich weniger gebildet. Ab diesem Zeitpunkt sind die Abwehrkräfte von den bis dahin vom Körper gebildeten Lymphozyten abhängig. Auch die Verteilung der verschiedenen Arten von Immunzellen verändert sich. So dominieren bei älteren Menschen sogenannte T-Effektorzellen, die für die Produktion von entzündungsfördernden Immunbotenstoffen verantwortlich sind. Auch jene Zellen, die für die Abwehrstoffe – die sogenannten Antikörper – verantwortlich sind, nehmen deutlich in der Zahl und ihrer Produktionsfähigkeit von neuen Antikörpern ab. Ähnliches gilt für die sogenannten Gedächtniszellen, die für Immunantworten, die in der Kindheit u. a. durch Impfungen aufgebaut wurden, zuständig sind. Somit verliert man zunehmend seinen erworbenen Schutzzustand – sofern man nicht rechtzeitig gegensteuert.

Schutz vor den Pneumokokken

Ebenso wichtig ist die Pneumokokken-Impfung. Die Impfung gegen diese Krankheitserreger ist im höheren Alter zumindest genauso wichtig wie im Kleinkindalter. Pneumokokken-Infektionen können u. a. als Lungenentzündung, Mittelohrentzündung, Bronchitis, Meningitis (Gehirnhautentzündung) und lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auftreten. Nach einem ersten Häufigkeitsgipfel zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr beginnt die Häufigkeit etwa ab dem 65. Lebensjahr wieder stark anzusteigen und erreicht jenseits des 75. Lebensjahrs wieder einen zweiten Häufigkeitsgipfel.

Für die Immunisierung gegen Pneumokokken gibt es zwei verschiedene Vakzine: Seit vielen Jahren wird jene verwendet, die gegen 23 Pneumokokken-Typen schützt. Allerdings hat man beobachtet, dass nach mehrmaligen Impfungen mit dieser Vakzine die Immunantwort kontinuierlich abgenommen hat. Daher wird heute ein anders Impfschema empfohlen, das einen besseren und stabileren Schutz vermittelt.

Damit der Impfschutz auch entsprechend gut aufgebaut werden kann, soll mit abgeschlossenem 60. Lebensjahr jeder geimpft werden.

Das Erbe der Feuchtblattern: die Gürtelrose

Klar ist, dass bei Senioren insgesamt auf den Impfschutz geachtet werden muss. Eine Impfung, die für diese Altersgruppe jedenfalls von besonderer Bedeutung ist, ist jene gegen Herpes Zoster. Ca. 10–20 % der Bevölkerung, und sogar 50 % der 85-Jährigen, erkranken (wenn sie im früheren Leben an Feuchtblattern erkrankt waren) einmal im Leben an Herpes Zoster (HZ), auch „Gürtelrose“.

Die gegen die Gürtelrose wirksame Impfung wurde speziell für Senioren entwickelt. Bei der Gürtelrose handelt es sich im Grunde um das Erbe durchgestandener Feuchtblattern in der Kindheit. Die Erreger verschwinden nämlich nach der überstandenen Krankheit nicht, sondern ziehen sich in Nervenbahnen zurück, wo sie lebenslang verweilen können und bei vielen Menschen vom Immunsystem in Schach gehalten werden. 

gegen diese Erkrankung sollte bevorzugt ab dem 60. Lebensjahr geimpft werden.

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