Fragen zum Impfen

Keinesfalls! Die heutigen Behandlungsmöglichkeiten von Infektionskrankheiten sind zwar um vieles besser als noch vor einigen Jahrzehnten. Doch gegen die meisten Virusinfektionen (z. B. Masern, Mumps, Röteln, Varizellen, Influenza, FSME etc.) gibt es keine ursächlich wirksamen Medikamente. Antibiotika wirken nicht gegen Viruserkrankungen. Bakterielle Erkrankungen können mit Antibiotika behandelt werden. Aber davor muss ein Mensch erst krank geworden sein. Die häufige Anwendung von Antibiotika kann außerdem zur Entstehung von resistenten (= Antibiotika-unempfindlichen) Keimen führen. Die WHO hat bereits vor einer Zeit gewarnt, in der Antibiotika bei vielen Erkrankungen nicht mehr wirken könnten. Manche bakterielle Erkrankungen wie Tetanus, Gehirnhautentzündungen (Meningokokken etc.) oder auch Keuchhusten (Pertussis) können zudem trotz der Verfügbarkeit moderner Antibiotika tödlich enden. Deshalb sollten die durch Impfung verhütbaren Infektionskrankheiten unbedingt auch wirklich verhindert werden – eben durch die Immunisierung. 

Damit diese Krankheiten nicht wieder kommen! Der Grund, warum in Ländern wie Österreich, Deutschland oder der Schweiz viele Erkrankungen nicht mehr oder kaum mehr auftreten, liegt ja gerade in den Impfungen. So z. B. gibt es kaum mehr Diphtherie, die ehemals häufig und gefürchtet war. Wird jedoch nicht mehr geimpft bzw. werden zu wenige Kinder und Erwachsene geschützt, können diese Krankheiten schnell zurückkehren. Das haben beispielsweise Poliomyelitis-Ausbrüche in den Jahren 1978 und 1992 in niederländischen Gemeinden gezeigt, in denen aufgrund religiöser Vorbehalte Impfungen abgelehnt wurden. Bei der ersten Epidemie erkrankten 110, bei der zweiten 71 Personen an Kinderlähmung. Dramatisch entwickelte sich die Situation in Russland und in den Nachfolgestaaten des Ostblocks nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes ab 1989. Dort kam durch die Umwälzungen das Impfwesen zum Teil zum Erliegen. Deshalb erkrankten in diesen Staaten mehr als 150.000 Menschen an Diphtherie, es gab rund 6.000 Todesopfer. Solche Ausbrüche können durch den Reiseverkehr sehr schnell und einfach „exportiert“ bzw. „importiert“ werden, wenn die Bevölkerung nicht ausreichend geschützt ist.

Nein. Viele der Erkrankungen, gegen die Impfungen empfohlen werden, sind lebensgefährlich und stellen ein großes Risiko für den Betroffenen dar. Ein solches Risiko sollte niemand eingehen – zum eigenen Schutz und zum Schutz seiner Familie und seiner Mitmenschen. Darüber hinaus haben aktuelle wissenschaftliche Arbeiten den Beweis erbracht, dass z. B. eine Masernerkrankung zwar einen späteren Schutz vor einer neuerlichen Infektion mit den Masern-Viren bewirkt, jedoch das Immunsystem des Erkrankten jahrelang schädigt und somit zu einer höheren Erkrankungsrate und Sterblichkeit durch andere Erkrankungen führt.

Ob eine Impfung wiederholt werden muss oder nicht, ist von Impfstoff zu Impfstoff unterschiedlich. Wenn beispielsweise ein Kind im Rahmen der so-genannten Grundimmunisierung zweimal eine Kombinationsspritze gegen Masern, Mumps und Röteln erhält, kann man davon ausgehen, dass der Immunschutz gegen Masern und Röteln dann tatsächlich ein Leben lang anhält. Der Grund dafür ist, dass es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, d. h. der abgeschwächte Erreger kann sich im Körper vermehren und über längere Zeit verweilen und so sehr effektiv sehr viele Zellen aktivieren, die fast ein Leben lang erhalten bleiben.

Anders bei Tetanus, Diphtherie, Polio oder Keuchhusten: Die Impfung wird mit nicht vermehrungsfähigen Erregerteilen oder Erregern durchgeführt. Diese bleiben nur kurz im Körper vorhanden und werden dann schnell abgebaut. Daher wird gegen diese Erreger ein nicht so langer Schutz aufgebaut. Übrigens verleiht auch eine durchgemachte Keuchhustenkrankheit keinen lebenslangen Schutz, sondern maximal fünf bis zehn Jahre – wie auch die Impfung, die deshalb nach dieser Zeit wiederholt/aufgefrischt werden sollte. Einen weitaus kürzeren Schutz bietet eine Grippeimpfung: Da sich die Grippeerreger (Influenza-Viren) enorm schnell verändern, müssen gefährdete Personen den Immunschutz jedes Jahr mit einem neu zusammengesetzten Impfstoff erneuern lassen.

Auch Personen, die einmal eine Infektionskrankheit überstanden haben, sind manchmal nicht dauerhaft gegen diese Krankheit immun. Sowohl an Tetanus als auch an Diphtherie oder Keuchhusten kann man mehrfach im Leben erkranken. Es sind sogar einige (wenige) Fälle bekannt, in denen Menschen zweimal an Masern erkrankten (in der Regel entwickelt man aber einen lebenslangen Schutz gegen das Virus).

Nein. Es können aber Impfreaktionen nach der Immunisierung, z. B. lokal an der Einstichstelle oder den Körper insgesamt betreffend (kurzzeitig erhöhte Temperatur/Fieber), auftreten. Das Auftreten einer solchen Impfreaktion spricht für die Wirkung des Impfstoffes. Sie ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem auf die Vakzine reagiert und einen Schutz aufbaut. Die Impfreaktion ist zumeist binnen längstens 48 Stunden wieder vorbei. Keine oder eine sehr milde Impfreaktion bedeutet aber umgekehrt nicht, dass sich kein Schutz aufbaut. Impfstoffe sind ausschließlich dafür entwickelt, die Immunabwehr gegen Krankheitserreger zu stärken. Das erfolgt ohne die Verursachung der Krankheitssymptome, die bei einer Infektion durch „natürliche“ Erreger entstehen würden. 

Nein! Selbst Neugeborene haben schon ein vollständiges Immunsystem, das aber noch für die volle Entfaltung seiner Funktionen zur Abwehr von Krankheitserregern trainiert werden muss. Gerade das tun Impfungen. Der menschliche Körper und sein Immunsystem könnten laut Berechnungen gegen 1.000 verschiedene Krankheitserreger gleichzeitig reagieren. Damit ist klar: Selbst eine Zehnfach-Impfung, die es gar nicht gibt, würde das Immunsystem nur zu 0,1 % auslasten.

Ja und nein. Die Empfehlungen stellen nach der besten verfügbaren Datenlage die Ratschläge dar, die die Autoren des Nationalen Impfgremiums formulieren. Sie werden im Prinzip den Bedürfnissen von allen Menschen in Österreich gerecht. Eine Impfung ist aber auch eine Präventionsmaßnahme, zu der sich der einzelne Mensch für sich oder seine Kinder entschließt und die er durch den Arzt seines Vertrauens durchführen lässt. Im Gespräch mit dem Arzt können Umstände (wie z. B. bestimmte Krankheiten) zur Sprache kommen, die ein Abweichen von den Empfehlungen überlegenswert, manchmal auch notwendig machen. Die meisten dieser Umstände sind auch im Österreichischen Impfplan enthalten. 

Die Empfehlungen des Österreichischen Impfplans sind so objektiv, wie sie nur sein können, wenn dahinter Menschen als Experten stehen, die die Empfehlungen nach den aktuell gültigen wissenschaftlichen Erkenntnissen formulieren. Der Plan wird jährlich vom Gesundheitsministerium herausgegeben und basiert auf der wissenschaftlichen Beratung durch das „Nationale Impfgremium“. Das Gremium besteht aus mehr als einem Dutzend unabhängiger Fachleute auf dem Gebiet der Impfungen von Universitätsinstituten, Univer-sitätskliniken, Gesundheitseinrichtungen und dem Ministerium. Die Objektivität wird durch die Vielzahl der vertretenen Experten, die die Empfehlungen auf Basis von zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Daten, Fakten und Erkenntnissen erstellen, garantiert. Darüber hinaus muss jeder im Nationalen Impfgremium angeben, ob bei ihm allenfalls Interessenskonflikte vorliegen könnten. 

Prinzipiell sollen die empfohlenen Impfungen bereits vor Beginn einer Schwangerschaft durchgeführt werden. Deshalb sollte bei Kinderwunsch der persönliche Impfstatus („Bin ich ausreichend immunisiert?) hinsichtlich aller empfohlenen Impfungen kontrolliert und im Zweifelsfall aktualisiert werden.

Lebendimpfstoffe sollen in der Schwangerschaft allerdings nicht gegeben werden. Der Grund liegt aber nicht darin, dass man in solchen Fällen Infektionen oder Schädigungen des Fötus beobachtet hat, sondern darin, dass es dazu keine wissenschaftlichen Studien gibt. Der Grund dafür ist einfach: Man kann die Frage möglicher Schädigungen nicht ohne weiteres untersuchen, weil man jedes potenzielle Risiko der Ungeborenen zu vermeiden versucht. 

Grundsätzlich lässt sich sagen: Impfungen bei Schwangeren, z. B. gegen die Influenza oder Keuchhusten (Letzteres als Kombinationsimpfung), sollen ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel verabreicht werden. Aber: Von Impfungen, die irrtümlich im ersten Schwangerschaftsdrittel verabreicht wurden (auch Röteln), weiß man, dass dabei noch nie eine erhöhte Gefahr einer Fruchtschädigung beobachtet worden ist. 

Nein. Tatsächlich überträgt bereits eine Schwangere über den Blutkreislauf Antikörper zum Schutz gegen bestimmte Infektionen auf ihr ungeborenes Kind. Mit der Muttermilch erhält der Säugling dann weitere Abwehrstoffe. Dieser sogenannte Nestschutz ist jedoch nur in den ersten Lebensmonaten eine Stütze für das sich entwickelnde kindliche Immunsystem; zudem erstreckt er sich nur auf bestimmte Infektionskrankheiten. 

Die Mutter kann Antikörper nur gegen solche Krankheiten weitergeben, die sie selbst durchgemacht hat oder gegen die sie geimpft wurde – und auch nur dann, wenn bei ihr die Konzentration der Antikörper gegen den betreffenden Erreger noch ausreichend hoch ist. Das ist z. B. bei Pertussis (Keuchhusten) bei einer schon länger zurückliegenden Impfung nicht mehr der Fall. Daher wird bei Schwangeren eine Auffrischungsimpfung gegen Pertussis sogar sehr empfohlen. 

Anders ist das bei Masern: Das Kind einer gegen Masern immunen Mutter ist bis etwa sechs Monate nach der Geburt vor Masern geschützt, wobei der Nestschutz bei Kindern geimpfter Mütter kürzer ist als bei Kindern von Müttern, die die Maserninfektion durchgemacht haben. Das Stillen bewirkt keinen Schutz gegen Masern beim Säugling. Junge Frauen sollten daher unbedingt eine Immunität gegen Masern haben, bevor sie schwanger werden, damit sie Antikörper an ihre ungeborenen Kinder weitergeben können. Und auch das gesamte Umfeld soll gegen Masern geimpft sein, damit bis zur Impfung des Kleinkinds mit elf Monaten keine Ansteckung erfolgen kann.

Eindeutig: Ja! Auch das Immunsystem unterliegt einem Alterungsprozess und die Immunantwort wird im Alter schwächer – dazu kommt, dass viele Erkrankungen keine lebenslange Immunität hinterlassen und man im Alter gefährdet sein kann, neuerlich an ihnen zu erkranken. Daher sind Impfungen im Alter besonders wichtig! Ab dem 60. Lebensjahr sind dabei oft kürzere Impfintervalle notwendig. 

Schließlich erhöht sich mit zunehmendem Alter des Menschen die Gefahr von Infektionskrankheiten. Das Risiko für Pneumokokken-Erkrankungen (in Form von Pneumonie/Lungenentzündung oder gar einer invasiven Erkrankung) steigt ab einem Alter von 60 Jahren kontinuierlich an. Zusätzlich kann eine Influenza eine nachfolgende Infektion mit Pneumokokken fördern und zu einem fatalen Verlauf führen. Die Impfungen gegen Pneumokokken wie auch jährlich gegen Influenza werden daher schon aufgrund des alternden Immunsystems (und des erhöhten Infektionsrisikos) sehr empfohlen. 

Hier kommt es auf den Grad und die Ursache einer möglichen Immunschwäche und auf den Einzelfall an. Es gibt zwei Hauptfaktoren, welche zu berücksichtigen sind. Einerseits können Immungeschwächte eher an Infektionen erkranken. Andererseits kann es sein, dass sie auf eine Impfung nicht so gut ansprechen wie Menschen mit einem voll intakten Immunsystem. Auf beide Faktoren sollte bei Impfungen Rücksicht genommen werden. So wird z. B. empfohlen, gerade vor einer medizinischen Behandlung, z. B. vor einer Chemotherapie wegen Krebs oder vor einer Therapie mit immunmodulierenden Arzneimitteln (z. B. Biologika bei chronischer Polyarthritis) den Impfschutz zu kontrollieren und im Fall des Falles „aufzufrischen“. Damit lässt sich die Gefahr nachfolgender schwerer oder gar lebensgefährlicher Infektionen verringern. Impfungen mit Totimpfstoffen können zumeist verabreicht werden. In jedem Fall ist es notwendig, mit dem Arzt des Vertrauens die Situation im Einzelfall zu besprechen und den besten Weg zu wählen.

Nein. Wissenschaftliche Studien haben bei geimpften Kindern sogar ein niedrigeres Allergierisiko nachgewiesen als bei nicht geimpften. Das Risiko, eine atopische Erkrankung (Ekzem etc.) zu entwickeln, war z. B. bei finnischen Kindern, die an Masern erkrankt (und nicht geimpft) waren, um ein bis zwei Drittel höher. Auch andere allergische Erkrankungen sind laut wissenschaftlichen Studien offenbar häufiger bei nicht geimpften Kindern. Darüber hinaus widerlegten auch Studien im ehemaligen West- und Ostdeutschland einen Zusammenhang zwischen Impfungen und vermehrter Allergieentwicklung: In Westdeutschland wurden 1994 signifikant mehr neun- bis elfjährige Kinder als von Heuschnupfen Betroffene (ähnlich auch bei Asthma etc.) identifiziert als in Ostdeutschland. In Ostdeutschland war aber die Luftverschmutzung stärker, ebenso die Durchimpfungsrate bei den Kindern. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass die Veränderungen in der Ernährung mit ballaststoffarmer, aber fett- und zuckerreicher Nahrung starke Einflüsse auf die Darmflora und das Immunsystem nimmt, wodurch eine erhöhte Neigung zur Entwicklung von Allergien entstehen kann.

Impfversager gibt es für jede Imfpung, unabhängig von Erkrankungen. Beispielsweise sprechen ca. 10% der Gesunden nicht auf die Hepatitis-B-Impfung an. Auch bei FSME oder Masern gibt es Impfversager. Für diese Personen ist ein guter Impfschutz der Umgebung besonders wichtig. Mittels Titerkontrollen (z.B. bei Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Hepatitis A/B und FSME) kann der erworbene Schutz nach einer Impfung bzw. die generelle Qualität des Immunsystems überprüft werden.

Ein großer Vorteil ist, dass man weniger oft gestochen wird. Aber es gibt auch einen immunologischen Vorteil: Meistens erzielen Kombinationsimpfstoffe eine bessere Immunität, als Einzelimpfstoffe.

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