Impfungen im Überblick

Ziel von Impfungen ist es vor schweren Infektionserkrankungen zu schützen. Der Vorteil einer Impfung gegenüber einer Infektion ist, dass bei einer Impfung der Erstkontakt mit dem Immunsystem unter kontrollierten Bedingungen abläuft (definierte Antigendosis von eingeschränkt =Lebendimpfstoffe, oder nicht mehr vermehrungsfähigen Erregern bzw. Erregerbestandteilen = Totimpfstoffe) und eine Erreger-spezifische Immunantwort aufgebaut wird. Bei späterem Kontakt mit dem Erreger kann das Immunsystem des Geimpften aufgrund des immunologischen Gedächtnisses schnell die Vermehrung des jeweiligen Erregers kontrollieren bzw. diesen inaktivieren und somit eine Infektion bzw. Erkrankung verhindern.

Impfungen verfolgen vier Ziele, die miteinander eng verknüpft sind. Das erste Ziel besteht im Schutz des Individuums vor der Krankheit, gegen die geimpft wird. Wenn eine genügende Anzahl von Individuen durch Impfung geschützt ist, kommt es zum Kollektiv- oder Herdenschutz, d.h. dass die Transmission der betreffenden Krankheit gehemmt wird. Dies führt, als Drittes, zur Reduktion der Krankheitsinzidenz und damit zur Verhinderung von Epidemien. Als viertes Ziel ist die Elimination oder gar die Eradikation der Erkrankung zu nennen.

Arten von Schutz

Zunächst die Argumente für den individuellen Schutz:

Bei Virusinfektionen ist das Problem, dass es für die meisten Virusinfektionen keine spezifische Behandlung gibt und kann die Erkrankung schwere und gefährliche Verläufe nehmen. Daher ist der Schutz durch eine Impfung (dort wo wir eine zur Verfügung haben) so wichtig. 

Bakterielle Infekte können zwar meist durch Antibiotika behandelt werden. Es gibt aber bakterielle Infektionen, die einen raschen dramatischen bzw. invasiven Verlauf nehmen (z.B. Pneumokokken, Meningokokken); der Einsatz von Antibiotika kann hier zu spät kommen. Ein weiteres Problem stellt die zunehmende Resistenzproblematik bei Antibiotikatherapien dar. Grunderkrankungen können die Immunabwehr reduzieren und zu erhöhter Infektanfälligkeit/schwereren Krankheitsverläufen führen, und daher ist ein direkter Schutz vor Infektion sehr wichtig.

Der kollektive Schutz ist im Sinne eines Schutzes der gesamten Gemeinschaft zu argumentieren. Eine gewisse Durchimpfungsrate führt zur Unterbrechung der Infektionskette und damit zur Reduktion der Ansteckungsraten. Es kann zur Elimination oder ev. sogar zur Eradikation von Krankheiten kommen. Außerdem kommt der sogenannte Herdenschutz vulnerablen Personen zugute, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, aber selbst nicht geimpft werden können – z.B. Neugeborene, Schwangere, Immunsupprimierte, aber auch Personen, die vielleicht nicht optimal auf die Impfung angesprochen haben. 

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Abb. Herdenschutz: je mehr Menschen in einer Bevölkerung geimpft sind, desto geringer ist das Risiko der Ansteckung.

Durch Impfungen vermeidbare Erkrankungen

Übertragung durch das Toxin-produzierende Bakterium Corynebakterium diphtheriae. Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion oder enger Kontakt. Die Erkrankung kann von einer lokalen Infektion (Nase, Rachen, Kehlkopfdiphtherie) über eine Infektion der Atemwege bis zu hin einer schweren Form mit Herzmuskel-, Nieren- oder Leberschäden variieren.

FSME kann nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden (ähnlich wie Tetanus). Die Übertragung erfolgt durch einen Zeckenstich. Nach einer Inkubationszeit von 3-28 Tagen nach einem Zeckenstich kann es zu einer Erkrankung kommen, die in der ersten Phase mit grippeähnlichen Symptomen auftritt. In der zweiten Phase kann es zu einer Gehirnhaut- und oder Gehirnentzündung kommen. Etwa ein Drittel der Betroffenen zeigt nach durchgemachter Erkrankung langdauernde Folgeschäden. Die FSME-Impfung schützt gegen eine virale Gehirnhautentzündung und sollte regelmäßig (alle 5 Jahre) aufgefrischt werden. Ab dem 60. Lebensjahr sollte alle 3 Jahre aufgefrischt werden, weil das Immunsystem mit dem Alter schwächer wird.

Eine über Schmutz und Schmierinfektionen (fäkal-oral) übertragenen Erkrankung, dessen Inkubationszeit 3–6 Wochen beträgt. Nach Allgemeinbeschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Müdigkeit kommt es zum Auftreten der Gelbsucht. Bei Kindern ist der Verlauf meist mild oder auch ohne Symptome, bei Erwachsenen deutlich schwerer bis lebensgefährlich, besonders bei Personen mit Vorerkrankungen der Leber. Generell gibt es keinen chronischen Verlauf bei Hepatitis A und die Erkrankung heilt in der Regel völlig aus.

Das Hepatitis B-Virus ist ein hochinfektiösen Virus, das weltweit zu den häufigsten viralen Infektionserregern des Menschen gehört. Es wird über Sexualkontakt, Blutkontakte, Nadel- und Schnittverletzungen, aber auch von (einer infizierten) Mutter auf Kind übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 30-180 Tagen. Die Infektion kann unterschiedlich verlaufen, von subklinisch zu einer akuter Hepatitis oder fortschreitender chronischer Leberentzündung bis zur Leberzirrhose, wobei letztere mit einer deutlich eingeschränkten Lebenserwartung und einem erhöhten Risiko für Leberzellkarzinome einhergeht. 

Vier von fünf Personen (Männer, Frauen und Kinder) stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an, meistens ohne, dass sie es bemerken. Einige der mehr als 200 HPV-Typen sind hauptverantwortlich für Gebärmutterhalskrebs und an der Entstehung von weiteren Krebsformen (wie HNO-Tumoren, Peniskrebs, Analkrebs etc.) nachweislich beteiligt. Andere HPV Typen sind verantwortlich für die Entstehung von unangenehmen Geschlechtswarzen (Kondylome). Die Impfung schützt vor Infektion mit den gefährlichsten HPV Viren und verhindert die Krebsentstehung. Am besten wirkt eine Impfung wenn sie im Kindesalter (ab 9 Jahren) geben wird, da noch kein Kontakt mit den Viren stattgefunden hat (in Österreich gibt es das kostenfreie HPV Impfprogramm für Mädchen und Buben von 9-12 Jahren). Aber auch für Erwachsene, Frauen und Männer, macht die Impfung absolut Sinn, auch wenn bereits eine Infektion mit HPV Viren stattgefunden hat, da sie vor erneuter Infektion und Infektion mit anderen HPV Typen schützt.

Eine schwere, durch Influenzaviren ausgelöste Erkrankung mit rasch ansteigendem Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gliederschmerzen, trockenem Reizhusten. Es kann in weiterer Folge zu einer Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung- oder Multiorganversagen oder zu bakteriellen Zusatzinfektionen z.B. mit Pneumokokken kommen. Deshalb sind die Sterbe-Raten bei sehr kleinen Kindern und älteren Personen mit Influenza sehr hoch. Da die Impfung bei älteren Personen oft nicht mehr so gut wirkt, sollten vor allem junge Leute und Kinder geimpft werden, die die Erkrankung weitertragen, ohne selbst schwer zu erkranken, um Schwangere, ältere und immunschwache Menschen zu schützen.

Die Ansteckung mit Influenza erfolgt durch Tröpfchen- (Sprechen, Husten, Niesen) oder Schmierinfektionen über die Hände (z.B. Haltegriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln). Häufig wird die Influenza mit grippalen Infekten verwechselt, die jedoch bei weitem weniger gefährlich sind. 

Masern ist eine hoch ansteckende, durch das Masernvirus ausgelöste Infektionskrankheit, die über Tröpfchen übertragen wird. Besonders gefährlich ist die Erkrankung für Säuglinge und Kleinkinder mit einer gefürchteten Spätfolgeerkrankung des Gehirns (SSPE), die immer tödlich verläuft. Altersunabhängig erkrankt jeder der nicht immun ist. In den letzten Jahren hat die zunehmende Impfmüdigkeit bzw. unzureichende Impfung von Kindern zu einem dramatischen Anstieg von schweren Masern-Epidemien in ganz Europa geführt. 

Die Inkubationszeit beträgt im Normalfall 8-12 Tage. Die allgemeinen Symptome sind Fieber, Schnupfen, Husten und Bindehautentzündung, begleitet vom typischen Masernausschlag. Aufgrund der starken Schwächung der Abwehrkräfte steigt bei einer Maserninfektion das Risiko weiterer Erkrankungen und bakterieller Infektionen stark an. Bei jedem 4. Erkrankten treten Komplikationen auf, wie Durchfälle, Bronchitis, Mittelohr- und Lungenentzündung, Krampfanfälle bis hin zur gefürchteten Gehirnentzündung. 

Eine flächendeckende 95%ige Durchimpfungsrate in der Bevölkerung ist nötig um Ausbrüche zu verhindern! Jeder soll geimpft werden (sofern er/sie nicht die Erkrankung bereits durchgemacht hat). Die Masernimpfung ist eine Lebendimpfung und wird in Kombination mit Mumps- und Rötelnimpfung gegeben.

Mumps: eine hochinfektiöse Viruserkrankung, die vorwiegend über Tröpfchen übertragen wird. Sie führt zu einer meist beidseitigen Entzündung der Ohrspeicheldrüse. Die Inkubationszeit beträgt 2–4 Wochen. Komplikationen nehmen mit steigendem Alter zu. In 5−10 % kann es zu einer Gehirnhaut- oder Gehirnentzündung mit Fieber, Kopfschmerz und Erbrechen kommen.  Folgen der Erkrankung können Taubheit oder Zeugungsunfähigkeit bei Männern aufgrund einer Hodenentzündung sein.

Röteln:  eine hochansteckende Virusinfektionskrankheit, die durch Tröpfchen übertragen wird. Bei Kindern und Jugendlichen gibt es asymptomatisch Verläufe. Bei klinischer Symptomatik treten nach einer Inkubationszeit von 14–21 Tagen ein kleinfleckiger Ausschlag mit Lymphknotenschwellungen im Nacken sowie häufig Gelenksbeschwerden auf. Gefürchtet ist eine Rötelninfektion in der Frühschwangerschaft (besonders bis zur 17. Schwangerschaftswoche) bei der es zu schweren Schäden des Ungeborenen mit Taubheit, schwerer Augenlinsentrübung, Herzfehlern, bleibenden Gehirnschäden und anderen Organschäden kommen kann.

Eine hoch ansteckende, durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Schnupfen, Husten) übertragbare Erkrankung (hervorgerufen durch das Bakterium Bordetella pertussis) mit schwerem Husten bis zum Erstickungstod bzw. Hirnschädigung aufgrund von Sauerstoffmangel. Die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt 6-20 Tage. Die Immunität nach Erkrankung beträgt 5 bis maximal 10 Jahre. In den letzten Jahren eine deutliche Zunahme von Keuchhusten-Erkrankungen bei Kindern und Erwachsenen zu verzeichnen. Die Impfung gegen Pertussis wird als Kombinationsimpfung mit Tetanus/Diphtherie/(Polio) gegeben und jeder soll entsprechend dem österr. Impfplan dagegen geimpft sein.

Pneumokokken sind Bakterien, die auf den Schleimhäuten im Nasen-Rachenraum zu finden sind. Besonders bei Kindern und älteren Personen, oder bei chronisch Kranken und abwehrschwachen Personen können Pneumokokken schwere Erkrankungen (invasive Verläufe wie Sepsis, Gehirn-und Gehirnhautentzündung, sowie schwere Lungenentzündungen) hervorrufen. Kleinkinder unter fünf Jahren und Personen über 60 Jahre tragen das höchste Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf, der auch tödlich enden kann.

Das Poliovirus ist ein hochinfektiöses Virus das über Schmutz- und Schmierinfektionen (fäko-oral) übertragen wird. Dank der weltweiten Polioimpfprogramme gibt es seit 2019 weltweit nur mehr einen Poliovirustyp (Typ 1). Meistens verlaufen die Infektionen symptomlos. Bei klinisch manifesten Krankheitsverläufen können nach einer Inkubationszeit von etwa 3 bis 35 Tagen verschiedene Krankheitsbilder auftreten, etwa kurzzeitige unspezifische Symptomen wie Magen-Darminfektion, Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen. Es kann aber auch zu einer Infektion des Gehirns und der Gehirnhäute kommen. Gefürchtet sind die Lähmungen, die in 1 von 200 Infektionen auftreten können und noch Jahrzehnte später zu einer Zunahme der Lähmungen mit Muskelschwund führen können. Durch die rigorosen Impfprogramme wurden 2017 weltweit nur mehr 22 Erkrankungen registriert. Seit 2002 gehört die europäische Region zu den 3 Weltregionen, in denen Polioviren bereits ausgerottet sind. Weltweit gelten Polioviren aber immer noch nicht ganz ausgerottet (Vorkommen in Afghanistan, Pakistan und einige wenige afrikanischen Ländern) und daher ist nach wie vor in allen Ländern die Polioimpfung in den Impfprogrammen verankert.

Rotaviren gehören zu den häufigsten Erregern von Brechdurchfall bei Säuglingen und Kleinkindern. Nach einer Inkubationszeit von etwa 24-72 Stunden kommt es zu Erbrechen, Durchfall und oft auch Fieber. Die Übertragung des Erregers erfolgt meistens fäkal-oral. Wegen der verschiedenen Serotypen sind wiederholte Erkrankungen möglich, die jedoch zunehmend leichter verlaufen. Rotaviren sind weltweit verbreitet und können unter ungünstigen Versorgungsmöglichkeiten wegen des Flüssigkeitsverlustes bei Säuglingen und Kleinkindern zum Tode führen. Daher gehört in Österreich seit mehreren Jahren die Schluckimpfung im Säuglingsalter zum kostenfreien Kinderimpfprogramm. Die Schluckimpfung schützt zu >70 % vor Rotavirus-Durchfallerkrankung und zu >90 % vor schwerem Rotavirus-Brechdurchfall.

Eine dramatische Erkrankung nach Infektion mit dem sporenbildenden Bakterium Clostridium tetani. Die Sporen finden sich im Straßenstaub, Holz, in Erde, auch in Blumenerde, die über (auch ganz kleine) Hautwunden eindringen können. Bei Infektion kommt es nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 4–14 Tagen zunächst zu unspezifischen Krankheitssymptomen (Schwitzen, Ziehen an der Wunde, ev. angedeutete Steifigkeit), danach zu Muskelkrämpfen, besonders einer Kiefersperre. Absolut lebensbedrohlich sind die Lähmungen der Atemmuskulatur.  Tetanus ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Die Impfung wird daher als Individualimpfung bezeichnet. Die Tetanusimpfung soll bevorzugt als Kombinationsimpfung mit Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, +/- Polio geimpft werden.

Windpocken (auch Feuchtblattern) machen fast 90% aller Kinder durch. Nach einer Inkubationszeit von 12–21 Tage kommt es zu einem juckenden Hautausschlag mit wasserklaren Bläschen und Fieber. Gefürchtete Komplikationen sind Gehirnhautentzündung, Lungenentzündung, Hepatitis und bakterielle Superinfektionen. Das Risiko für Komplikationen ist bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern erhöht und besonders schwer können sie bei immunsupprimierten und schwangeren Personen verlaufen. Die Viren bleiben ein Leben lang in den Nerven-Zellen bestehen und können zu einem späteren Zeitpunkt, besonders wenn die Abwehrlage schlecht ist (im Alter oder bei Immunsuppression) reaktiviert und dann nicht mehr in Schach gehalten werden. Es kommt zur Entstehung der Gürtelrose.  Die äußerst schmerzhafte und unangenehme Gürtelrose kann oft über Monate bestehen bleiben. Besonders problematisch sind Neuralgien nach der akuten Phase der Erkrankung, da sie zu sensorischen Empfindungsstörung führen können. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich an den offenen Stellen wieder eine Infektion bildet, insbesondere, wenn Immunsuppression vorliegt. Sowohl gegen die Erstinfektion (Feuchtblattern) wie auch die Reaktivierung (Gürtelrose) kann geimpft werden.

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